Freilegung Grundablass in Punt dal Gall – Innovative und umweltschonende Unterwasserarbeiten mit ferngesteuertem Bagger
Die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) führt derzeit am Grundablass der Staumauer Punt dal Gall im Livignostausee Unterhaltsarbeiten durch. Der Grundablass ist ein zentrales Sicherheitsorgan der Stauanlage, das im Notfall eine kontrollierte Entleerung des Stausees ermöglicht. Für die Unterwasserarbeiten, zur Sedimentfreilegung des Grundablasses, kommt ein ferngesteuerter Bagger zum Einsatz.
Seit dem PCB-Zwischenfall im Jahr 2016 dürfen über den Grundablass keine grösseren Wassermengen mehr abgegeben werden, um ein Weiterverfrachten der belasteten Sedimente im oberen Spöl zu verhindern. Dadurch konnten sich über die Jahre grössere Mengen Sedimente im Bereich des Einlaufs zum Grundablass ablagern. Regelmässige Unterwasservermessungen (Bathymetrien) dokumentierten diese zunehmende Verlandung. Bis 2015 wurden jährlich sogenannte ökologische Hochwasser durchgeführt – künstliche Hochwasserspülungen mit bis zu 40 m³/s Abfluss, die sowohl der Gewässerökologie des Spöl dienten als auch den Einlauf des Grundablasses freihielten. Diese Hochwasser mussten nach dem PCB-Zwischenfall eingestellt werden. In der Folge kam es zu einer verstärkten Auflandung im Einlaufbereich.
Einsatz modernster Unterwassertechnologie
Da sich der Einlauf unter der Wölbung der Staumauer befindet und somit von oben nicht durch Greifer oder Pumpen erreichbar ist, wird für die Arbeiten ein spezieller Unterwasserbagger eingesetzt: LISIE (Light Subaquatic Innovative Excavator). Dabei handelt es sich um einen ferngesteuerten, elektrisch betriebenen 7.5-Tonnen-Bagger, der auf dem Seeboden fahren kann und über zahlreiche Sensoren sowie ein 3D-Visualisierungssystem verfügt.
Der Bagger wird von einem 150-Tonnen-Kran von der Staumauerkrone in den See abgelassen und bleibt während des gesamten Einsatzes am Kranseil gesichert. Er arbeitet in einer Tiefe von rund 100 Metern unter der Wasseroberfläche. Geplant ist, eine bis zu 6 Meter dicke Sedimentschicht im Umkreis von etwa 20 Metern rund um den Einlauf des Grundablasses zu entfernen. Die Sedimente werden über eine geschlossene Rohrleitung rund 280 Meter entfernt wieder auf dem Seegrund abgelagert. Diese Vorgehensweise minimiert die Trübung des Wassers und ist besonders umweltschonend.
Baustellenorganisation und Verkehr
Der Kran und Teile der Baustelleninstallation befinden sich auf der Staumauerkrone. Der Verkehr Richtung Livigno, welcher über die Mauer verläuft, wird während der Arbeiten einspurig mit Lichtsignalanlage geregelt.
Nach Abschluss der Arbeiten wird der Erfolg der Sedimententfernung mittels erneuter Bathymetrie überprüft.
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